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„Es ist Kirmes – mach was draus“

Unter diesem Motto fand der dritte Open-Air-Gottesdienst in unserer Kirchengemeinde Holzhausen direkt neben der Kirche statt.
Das Wort „Kirmes“ ist eine Ableitung von „Kirchweih“. Es gibt verschiedene Theorien zur Herkunft der Kirchweih: Die Bezeichnung legt nahe, dass die Kirchweih auf den Weihetag der Ortskirche zurückzugeht. Somit sogar ein Fest mit christlichem Hintergrund.


Also hat unsere Kirchengemeinde dieses Jahr die Kirmes zu einem kleinen Gemeindefest, in Form eines ausgedehnten Gottesdienstes rund um die Kirche gemacht. Wie bei einem Fest üblich, gab es auch etwas zu Essen und zu Trinken. Leider ging das dieses Jahr nur in Form eines liebevoll, von den Kirchenvorstandsfrauen verpackten Geschenkes, welches aus einer Kirchweihbrezel, einem Getränk und dem Predigttext bestand.
Die Kirmespredigt wurde in Form eines Dialoges, zwischen einem Bierkrug und einem Abendmahlskelch vorgetragen. Kirchenvorstandsmitglied Sabine Breidenstein und Pfarrer Christian Brandt führten diesen Dialog.
Der Inhalt nahm nicht nur Bezug auf die Herkunft der Kirmes, sondern auch auf die aktuell schwierige Situation unserer Gesellschaft. Durch den Bierkrug wurde eher auf die weltlichen Feste, wie eben die Kirmes, Maifeste oder Oktoberfeste, und die vielen kulturellen Veranstaltungen hingewiesen, die nicht stattfinden konnten. Der Abendmahlskelch wies auf den Ausfall der kirchlichen Feste, wie Karfreitag, Ostern, die Konfirmation oder Pfingsten, hin.
Aus ihren verschiedenen Sichtweisen waren sich der Bierkrug und der Abendmahlskelch aber darin einig, dass wir die Hoffnung und das Vertrauen nicht verlieren dürfen.

Der Bierkrug: „Nach jeder Ebbe kommt auch wieder eine Flut…“
…und wie Katja Ebstein 1970 sang:
Wunder gibt es immer wieder
Heute oder morgen
Können sie geschehen
Wunder gibt es immer wieder
Wenn sie dir begegnen
Musst du sie auch sehen

Der Abendmahlskelch bekräftigte diese Aussage mit den Worten:
Wunder werden manchmal deutlich, wenn zum Beispiel jemand nach langer Arbeitslosigkeit wieder Arbeit findet oder nach einer schweren Krankheit gesund wird, und Ärzte sich das nicht erklären können.
Er nahm auch den Predigttext aus dem Johannesevangelium zu Hilfe und berichtete von der Speisung der Fünftausend.
Grundsätzlich waren sich also beide einig: Trotz der vielen Einschränkungen und der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Sorgen in dieser Zeit sollten wir nicht verzweifeln.
Der Abendmahlskelch bekräftige außerdem, dass man mit seinen Sorgen zu Jesus gehen kann – und dass man darauf vertraut, dass er aus jedem Scherbenhaufen etwas Gutes machen kann. Das ist nicht immer das was wir erwarten, aber es geht weiter und wir sind nicht allein. Wenn wir ihm vertrauen, können wir auch den Blickwinkel wechseln und eventuell sogar in unserer misslichen Lage etwas Positives sehen.
Da kann man sogar aus der Kirmes in diesem Jahr noch etwas machen.
Obwohl es ja ein Open-Air Gottesdienst war, kam die Orgel zum Einsatz, die Bastian Fleck spielte. Wie schon bei der Konfirmation, bereicherten Jeanette und Christopher Vocht mit ihren Töchtern den Gottesdienst mit ihrem musikalischen Talent. Hierbei hat Familie Vocht mit ihrer Gesangseinlage den Predigtinhalt untermauert: Wir leben in besonderen Zeiten, in denen vieles nicht so ist, wie wir es gerne hätten. Ein Lied, das in diese Zeit passt, hat ein Musikerehepaar in den Wochen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 geschrieben: Angelehnt an den biblischen Bericht von Hiob, der seinen gesamten Besitz und seine Kinder verloren hat und mit den Worten reagierte „der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen“, haben sie formuliert, dass Dankbarkeit nicht nur in den Zeiten wichtig ist, in denen alles gut läuft, die Sonne scheint und es dem Land gut geht, sondern eben auch, wenn der Weg schwierig ist, durch die Wüste führt und das Leben mit Schmerz verbunden ist. „Jeden Segen, den Du mir schenkst, gebe ich in Lob zurück und wenn die Dunkelheit über mich hereinbricht, werde ich immer noch sagen: der Name des Herrn sei gepriesen!“
In diesem Sinne wollten wir die Gemeinde ermutigen, an die guten Dinge in unserem Leben zu denken und Gott zu danken – und, wenn wir gerade den Mut dazu haben, auch die schweren und traurigen Dinge anzuschauen und vielleicht irgendwann zu dem Punkt zu kommen, auch angesichts dieser Dinge zu sagen „blessed be your name“ („gepriesen sei dein Name“).
Wie bei dem letzten Wort der Predigt bleibt nur noch zu sagen: AMEN!

(Erwin Fleck)

(Fotos: Fleck & Vocht)